Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, daher wird der 12. Deutsche Musikautorenpreis in diesem Jahr auf besonderen Wege verliehen. Kannst Du uns einmal einen Blick hinter die Kulissen geben?
Nina „Fiva“ Sonnenberg: Wir haben uns in diesem Jahr etwas Besonderes überlegt! Das mussten wir auch. Denn eine Preisverleihung mit 400 Gästen bei einer Gala im Ritz Carlton in einer ganz besonderen Atmosphäre ist natürlich leider nicht möglich.
Die GEMA hatte die schöne Idee kein Preisverleihungskonzept zu adaptieren, sondern etwas Eigenes zu machen. Bei der Verleihung der Preise, wie wir das gerade tun, macht besonders viel Spaß, dass wir wirklich Zeit haben, mit den Künstlerinnen und Künstlern zu sprechen. Ich bereite mich intensiv auf die Interviews vor, arbeite mich in die Werke ein, um ganz nah und entspannt mit den Kreativschaffenden reden zu können. Sofern es natürlich unter den aktuellen Rahmenbedingungen möglich ist. Es ist toll, die Preisträgerinnen und Preisträger an besonderen Orten zu treffen. Dass macht die Verleihung in diesem Jahr zu etwas Besonderem!!
Ist denn der ganze Aufwand während einer Pandemie wirklich notwendig?
Nina „Fiva“ Sonnenberg: Ich habe mich natürlich am Anfang schon gefragt, wie ist es wieder zu reisen? Ist das jetzt okay? Was wäre die Alternative gewesen? Man hätte eine Pressemitteilung machen können: das sind die Gewinnerinnen und Gewinner des 12. Deutschen Musikautorenpreises. Das versickert irgendwo.
Ich bin selber Künstlerin und ich habe, bei allem Verständnis für die aktuelle Situation, trotzdem immer mehr Angst, dass wir verschwinden. Das ist leider sehr realistisch, wenn man sich die nächsten zwei Jahre anschaut. Wir werden es nicht sehr einfach haben. Daher ehren wir die Preisträgerinnen und Preisträger, die diesen Preis verdient haben. Sie alle wurden von einer sehr tollen Jury auserkoren und sie brauchen eine Bühne. Wir halten uns mit bestem Wissen und Gewissen an alle Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen, die es gibt. Die Crew und ich werden regelmäßig getestet, wir tragen FF2-Masken, halten Abstand und achten aufeinander. So ermöglichen wir es, Kultur und der Kunst ins Scheinwerferlicht zu rücken.
Du hast gerade schon für dich auch aus einer sehr persönlichen Perspektive als Künstlerin berichtet. Gibt es für dich etwas Positives, was Du aus der Zeit der Pandemie mitnehmen kannst?
Nina „Fiva“ Sonnenberg: Ich kann noch nicht sagen, was ich Positives aus der Pandemie mitnehme, weil wir noch mitten darin stecken. Leider kann ich kein helles, freundliches Bild von der Zukunft für uns Künstlerinnen und Künstler zeichnen. Ich bin immer fest davon überzeugt, dass wir es mit unserer Kreativität schaffen, aus dieser Pandemie herauszukommen. Sonst würde ich wahnsinnig werden, wenn ich das nicht glauben würde. Aber es wird nicht leicht. Persönlich, kann ich sagen, hat mir das Herunterfahren gutgetan. Ich hatte auch den Luxus, dass in der ersten Zeit des Lockdowns zu können. Aber das Hohllaufen und sich Wunddenken nimmt zu. Das Vermissen von dem, was ich mache, gerade live, das hat ein unbeschreibliches Ausmaß angenommen. Romeo und Julia müssen sich annähernd so vermisst haben, wenn man die Worte von Shakespeare liest. Trotz dieser schrecklichen Katastrophe, glaube ich an bessere Zeiten für die Musikbranche.
Wir leben alle jetzt schon länger als wir dachten in der aktuellen Corona-Situation. Wie gehst Du mit dieser Veränderung um?
Nina „Fiva“ Sonnenberg: Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es Geduld. Es hilft nichts, jetzt komplett auszurasten. Wir schaffen es gerade alle weiterhin in Kontakt zu bleiben, ohne den Kontakt zu haben, den wir uns wünschen. Es gibt zum Glück genug technische Voraussetzungen. Mir hilft es wahnsinnig, zu telefonieren. Ich hasse telefonieren, aber es hilft so sehr. Sprechen, sprechen, sprechen mit Menschen und die Dinge kultivieren, die einem Freude bringen. Und das ist Musik, das ist Kunst, das ist selber kreativ sein. Du kannst dich in allem ausdrücken! Mach das, was dir selber guttut und das spüren auch deine Mitmenschen. So können wir Positives schaffen! Dieser Gedanke geht für mich gerade in vielen Diskussionen unter. Es wird sich zu sehr darauf fokussiert, was aktuell nicht geht. Aber: was die Gesellschaft im Moment schafft, das ist unglaublich!
Interview: Christin Wenke-Ahlendorf